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Hast du dich je gefragt, ob du die richtigen Fragen stellst?

Die Idee des Konstruktivismus hat sich ja mittlerweile überall herumgesprochen: Wissen kann nicht von einem Kopf in den anderen transplantiert werden. Es gibt nicht die eine allgemeingültige Wirklichkeit und Wahrheit.

Jeder Mensch nimmt Dinge auf seine Weise wahr. Jeder Mensch muss sich sein eigenes Wissen selbst konstruieren. Neue Informationen werden in das bestehende Wissensnetz integriert und dieses somit erweitert. Im Zuge dieser Erkenntnis liegt nahe, dass Kinder wesentlich effektiver und nachhaltiger lernen, wenn sie Dinge selbst entdecken können. Wenn nun mein Job als Lernbegleiter nicht ist, dem Kind alles Wissen, das ich habe, durch Belehrung in den Kopf zu setzen – was ist meine Aufgabe dann?

Wir wollen unsere Kinder ja kompetent begleiten – effektiv und kreativ! Wir wollen, dass unsere Kinder zu reflektierten und begeisterten Lernern werden bzw. solche bleiben.

Dafür sind bestimmte Erlebnisse wichtig: z.B. das Erleben von Erfolg, Kompetenz, Selbstwirksamkeit, Neugier, Freude und Anerkennung ?. Wie kann ich mein Kind dabei unterstützen, wirkungsvolle Entdeckungen zu machen, Erkenntnisse zu gewinnen und das alles durch selbstbestimmtes Lernen, trotz durch Schule vorgegebene Inhalte?

? Ganz einfach – indem ich gute Fragen stelle! Aber was um Himmelswillen sind gute Fragen? Das zum Beispiel ist eine gute Frage!

? Gute Fragen machen Spaß! Gute Fragen werfen „Probleme“ auf, an denen das Kind wachsen und lernen kann. Gute Fragen erkennen die bisherigen Lösungsversuche des Kindes an und gute Fragen regen das Kind an, über seine Lösungsversuche und Ideen nachzudenken. Gute Fragen eröffnen neue Perspektiven und weisen auf nicht bedachte Aspekte hin. Gute Fragen drücken Anerkennung aus!

Wow, denkst du jetzt vielleicht ? – Fragen haben es ja wirklich drauf! Ja! Das haben sie! Aber so richtig klar ist dir immer noch nicht, wo du diese Superfragen finden sollst? ?

? Ich gebe dir ein paar einfache, aber wirkungsvolle Fragen an die Hand, die in sehr vielen Situationen passen und einen Einstieg ins Gespräch ermöglichen:
„Wie hast du das gemacht? Wie hast du das so schnell herausbekommen? Woher weißt du das? Warum machst du es genau so und nicht anders?“ Wenn man diese Fragen mit kleinen anerkennenden Lauten wie „wow“ oder „ui“ kombiniert, verringert es die Gefahr, dass Kinder, die diese Art des Fragens nicht gewohnt sind, verunsichert werden. (kleiner Tipp am Rande)

?Achtung! Verwechslungsgefahr: Ungute Fragen gibt es auch!
Ungute Fragen setzen unter Druck, vermitteln ein schlechtes Gefühl, implizieren Unterstellungen und können sogar demütigen! Ein paar Beispiele: „Warum stellst du dich nur immer so blöd an? Was soll das? Na, diese Aufgabe wirst du doch wohl lösen können, oder? Das hast du doch mit Absicht gemacht? Kannst du dich jetzt bitte mal konzentrieren? Oh je, was hast du denn hier wieder veranstaltet?“ Bestimmt hast du von diesen fiesen Fragen schonmal gehört. ??

? Ok, wenden wir uns nochmal konkret den guten Fragen zu:
Tauchen wir ein, in die Anfänge der Mathematik. Natürlich beginnt die Beziehung eines Kindes mit der Mathematik nicht erst in der Schule, sondern schon viel früher. Aber für viele beginnt hier der bewusste und zielgerichtete Umgang mit diesem Fachbereich.

Eine Situation zu Ostern?: Die Kinder haben zusammen Ostereier ??? gesucht und sitzen nun glücklich und zufrieden in einem Berg aus Süßigkeiten ??? (die Schädlichkeit von Zucker wollen wir an dieser Stelle nicht diskutierten).
Da können ja schonmal ein paar Fragen aufkommen: „Wie viele Eier habt ihr denn gefunden? Habt ihr gleichviele Eier? Wer hat mehr? Wie viele mehr? Ich mag ja die Nougateier am liebsten! Von welchen Eiern hast du die meisten? Von welchen die wenigsten? Welche magst du am liebsten? Wie könnte man die Eier gerecht aufteilen?“ Noch ein kleiner Tipp am Rande: Es sollte sich schon auch ein bisschen wie ein Gespräch anfühlen, nicht wie Abfragen, sonst könnte die Lust vergehen. Und wenn sie vergeht, dann ist das auch ok! Fragen sind Fragen und kein Zwang! Hier können Lernbegleiter sich wunderbar in der Kunst der Gesprächsführung üben. ?

Wenn die Kinder sich auf die Fragen / Herausforderungen einlassen, dann kommt der zweite Teil der Kunst: Aushalten! Immer wieder erlebe ich, wie Eltern es nicht aushalten, ihrem Kind Zeit zu lassen. Zeit, um zu überlegen – Zeit, um eigene Ideen zu entwickeln und auszuprobieren – Zeit um zu merken, dass dieser Weg irgendwie nicht direkt zu einer befriedigenden Lösung führt – Zeit, um nochmal zu überlegen oder auch sich untereinander zu einigen, welche Lösungsidee als erstes ausprobiert wird.
Allzu schnell springen die Erwachsenen dann zur Hilfe, geben Tipps, sagen wie es richtig geht oder im allerschlimmsten Fall: lösen das Problem selbst!! ?

Wenn wir also ausgehalten haben ?, dass die Kinder ihren eigenen Wissensweg gehen, dann werden sie uns irgendwann stolz ihr Ergebnis präsentieren.?
Dieses können wir dann würdigen, indem wir es ernst nehmen: Uns erkundigen, wie sie das denn geschafft haben, warum sie es nun so und nicht anders gelöst haben, welche Schwierigkeiten vielleicht aufgetaucht sind, usw.

Die Antworten sind die Schätze ihrer Gedanken!
Wenn Kinder auf diese Art ihre Gedankengänge mit uns teilen, dann haben wir eine wunderbare Basis für echte Lernbegleitung! ?
Denn dann können wir nachvollziehen, von welchen Konstruktionen, Gedanken und Ideen sie bei der Lösungsfindung geleitet wurden. Und dann können wir richtig gute weiterführende Fragen stellen. ? 

Wenn wir dann noch weiter ins mathematisch Fachliche gehen wollen, dann könnten noch folgende Fragen helfen:

„Jetzt habt ihr also beide gleichviele Eier? Was würde passieren, wenn wir die Schalen tauschen? Wäre das dann immer noch gerecht? Warum? Warum nicht? Wie könnte man jetzt noch einer dritten Person, z.B. mir, Eier abgeben, damit wir alle drei gleichviele Eier haben? Wie seid ihr auf die Lösung gekommen? Welchen Tipp könntest du jemandem geben, der das gleiche Problem hat? Welcher Tipp hat dir besonders gut geholfen?“

Man könnte aus Eiern verschiedene Rechenaufgaben legen, um das Operationsverständnis von Addition und Subtraktion handelnd zu erfahren. Du hast 3 Eier ???, ich gebe dir noch 4 ????dazu. „Wie viele hast du dann? Was ist, wenn ich es andersherum mache, dir erst 4 ????und dann 3 ??? gebe? Ist es dann das Gleiche?
(Ja, es ist dann die Tauschaufgabe, 3+4 = 4+3, Kommutativgesetz.)

Hier ist eine Minusaufgabe, 8-4, „Kann man die auch tauschen? Warum nicht? Kann man eigentlich eine unendlich lange Plusaufgabe legen? Warum? Warum nicht? Und geht das auch mit einer Minusaufgabe?“

In diesem Sinne: Probier es mal aus, experimentiere mit Fragen! ?

Hierbei lernen wir Lernbegleiter sehr viel über die Kinder, mit denen wir es zu tun haben ???, über die Inhalte mit denen wir uns beschäftigen und natürlich auch über uns selbst.

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